´Sex in the village´
muss es heißen, denn Khajurhao ist eigentlich ein kleiner
unscheinbarer Ort, der noch nicht mal eine Handvoll Straßenlaternen
hat, die selbstverständlich nur an Gebäuden der entsprechenden
Parteimitglieder hängen. Neben der eindrucksvoll erotischen
Tempelanlage hat sich so etwas wie ein touristischer Zweitort
gebildet, der zwar relativ im Abseits von Touristenpfaden liegt,
wegen seiner erotischen Kamasutra-Darstellungen dennoch so viele
Besucher anzieht, dass es sich für die Einheimschen rentiert. Und
das wird noch schlimmer werden, den vor dem Ort entstehen reihenweise
Luxusunterkünfte und der kleine Flughafen wird grad zu einem
Landeplatz internationale Touribomber ausgebaut. Natur gibt’s hier
ja genug. Eine traumhafte, wie ich später erlebe.
Nachdem ich gefühlte
eintausend Tempel besichtigt habe, muss der nun echt wirklich noch sein! Basta!
Die Meinungen über den Grund der in Stein gehauenen sexuellen Handlungen gehen auseinander. Die einen sagen, wenn die Götter dies sehen, verschonen sie die Einwohner und Tempel vor Unheil, weil sie abgelenkt sind. Andere behaupten, dass die Männer alle Sadhaks (also das-Leben-einzig-dem-Göttlichen-Widmende) werden wollten und so der Nachwuchs ausblieb, weshalb Anleitung und Lust auf Sex gemacht werden sollte. Und wieder andere halten sexuelle Handlungen für einen wichtigen Bestandteil tantrischer Götterverehrung. Warum und ob und wen und inwieweit das hier in Khajurhado zu Nachahmungen anregt, ist mir egal und bleibt noch auszutesten. Mir jedenfalls gefällts.
Die Meinungen über den Grund der in Stein gehauenen sexuellen Handlungen gehen auseinander. Die einen sagen, wenn die Götter dies sehen, verschonen sie die Einwohner und Tempel vor Unheil, weil sie abgelenkt sind. Andere behaupten, dass die Männer alle Sadhaks (also das-Leben-einzig-dem-Göttlichen-Widmende) werden wollten und so der Nachwuchs ausblieb, weshalb Anleitung und Lust auf Sex gemacht werden sollte. Und wieder andere halten sexuelle Handlungen für einen wichtigen Bestandteil tantrischer Götterverehrung. Warum und ob und wen und inwieweit das hier in Khajurhado zu Nachahmungen anregt, ist mir egal und bleibt noch auszutesten. Mir jedenfalls gefällts.
Wie dem auch sei, ich
verlege den Tempelbesuch auf den nächsten Tag und bummel erstmal in
der Abenddämmerung herum. Ich bin ziemlich kaputt von den letzten
Tagen und will gerne früh im Bett liegen. Sehr schnell bin ich heute
genervt von den aufdringlichen Anpreisungen der abertausend Händler,
die die Besucheranzahl heftig zu übertreffen scheint und bin
dementsprechend patzig-zickig gegenüber jedermann. Einmal nur, ich bin selbst erstaunt, aber ich frag mich auf Mama´s Wunsch nach einer besonderen Heilerde durch die medical stores, schaffe ich es noch freundlich zu
sein, als mich ein junger schlaksiger Kerl mit zotteligen Haaren und
rotem Gebiss anspricht.
„Ablehnung!“, ist mein
erster Gedanke, aber er hilft gekonnt.
Ich hasse diese vom
Kautabak roten Zähne und das dazugehörende röhrende Rotzen vor die
Füße. Hier steht meine persönliche Kaste fest: unterpriviligiert
und der Hang zum Primitiven. Social-Correctnes hin oder her. Hier und
jetzt möchte ich in Vorurteilen baden, weil ich beim bloßen Anblick
absoluten Widerwillen und beim röchelnden Geräusch Würgegefühle
hab. Sollte sogar einer versuchen mit mir zu sprechen, während er
den Sabber versucht nicht auslufen zu lassen, könnte es sein, das
ich ihm postum vor die Füße reiher. Diese Masche ´neinnichtmal´
der Tabak, war im Süden, oder bei den gebildeteren Menschen
vorzufinden und begegnet mir jetzt im Norden wieder an jeder
vollgerotzen Drecksecke.
Aber er ist beredt,
wortgewandt und gut in Englisch und obwohl er mir mit Wibutu, der Heilerde nicht helfen kann, begleitet er mich selbstverständlich in die Altstadt, erzählt er viel über seine Kultur und die Gegend und es
fängt an mir Spaß zu machen. Sein Englisch ist immerhin gut genug ihn zu
verstehen ohne ihm auf den Mund schauen zu müssen. Passt doch. Auf
meine Frage, ob er professioneller Tourguide ist und später Geld von
mir verlangt lacht er nur:
“Don´t worry – I
just want to improve my Englisch.“
Pha – die Antwort kenn
ich und meist ist doch ein Haken dabei.
Aber wir bummeln rum, er
erklärt mir Tempel und Götter und das Leben.
Eine Stunde später rauchen wir die erste Ganja neben dem Affentempel und schauen wie ein altes Ehepaar in den Sonnenuntergang.
Zwei Stunden später diskutieren wir bei ner Halbliter Flasche Rum auf einer Dachterrasse die unterschiedliche Lebensphilosophien.Mir gefällt seine Art zu reden und die Unterhaltungen sind spannend. Außerdem hat mich mein Couchsurfingpartner offensichtlich versetzt, dann nehm ich eben diesen hier. Schließlich geht es mir um die Menschen hier und ein Mensch ist er auch.
Eine Stunde später rauchen wir die erste Ganja neben dem Affentempel und schauen wie ein altes Ehepaar in den Sonnenuntergang.
Zwei Stunden später diskutieren wir bei ner Halbliter Flasche Rum auf einer Dachterrasse die unterschiedliche Lebensphilosophien.Mir gefällt seine Art zu reden und die Unterhaltungen sind spannend. Außerdem hat mich mein Couchsurfingpartner offensichtlich versetzt, dann nehm ich eben diesen hier. Schließlich geht es mir um die Menschen hier und ein Mensch ist er auch.
"Was für einer ist das?", frag ich mich dann allerdings drei Stunden später,
als er mich relativ angedüdelt mit seiner Enfield nach Hause bringt.
Er stoppt an der Ecke weit vor meinem Guesthouse und er ist tatsächlich
der allererste Mensch seit fünf Monaten, dem ich freiwillig meine BMW zeigen
möchte, der sich aber nicht für sie interessiert. HÄ??
„They don´t like me“,
sagt er nur kurz mit Blick auf den Eingang vom Guesthouse.
„Ein Kleinkrimineller –
pass auf!“, schießt es mir ein Teufelsgedanke durch den Kopf! Ich
lächel und würd nur zu gern wissen, warum er sich vor den
Angestellten des Hotels verbirgt.
Aber seine Antwort ist von aalglatter Bauernschläue: „Because they are rich, and they don´t like people like us.“
Aber seine Antwort ist von aalglatter Bauernschläue: „Because they are rich, and they don´t like people like us.“
Na, das versteh ich jetzt
nicht ganz. Fährt er doch mit blutjungen vierundzwanzig die einzige neue
Enfield hier im Ort. Ist die geklaut oder gar nicht seine? Außerdem bin ich im billigsten Bums abgestieen...
Als ich ziemlich benebelt
endlich in mein Bett fallen möchte, klopft es nochmal zart an der
Tür.
???
???
„Sorry Mam. You like
some nice Whiskey“, nuschelt mir ein anderes rotes Gebiss im
breitem Ginsen entgegen.
Ich kotze innerlich: „Sorry Sir“, antworte ich, „I´ve had enough Rum.“
Ich kotze innerlich: „Sorry Sir“, antworte ich, „I´ve had enough Rum.“
Er beugt sich vor: „Take
care of the locals“, flüstert er dann, „they want to make you
drunk and then...“
„OK – thank you“,
entgegne ich - mich wohl fragend, was er denn außer Local wohl ist und was er mit der Einladung zum Whiskey beabsichtigt.
Die Sache scheint
spannend zu werden. Und da die Heiligenscheine der Rum-Ganja-Engelchen um mich herum in der
Mehrzahl sind, flüstert es nur: „No Problem.“
Und tatsächlich ist der
nächste Morgen eher von lokaler Kultur als von hinterhältiger
Kriminalität geprägt. Wir treffen uns und Guddu entführt mich zu
einem Einheimischen-Frühstücksstand...
... wir essen bei seinem Freund, dem Künstler, weil es dort dann die passenden Sitzgelegenheiten gibt. Dort kaufe ich nicht nur Kunst...
... Rajendra macht auch Kunst...
...und anschließend fährt Guddu mich herum, erklärt
Lebensgewohnheiten, grüßt das halbe Dorf vom Sattel seiner Enfield,
besucht mit mir den Tempel, bei dem die Frage ist, ob extrinsische oder intrinsische Motivation zu einem Besuch animieren und
klettert mit mir auf einen Berg um mir den Ausblick in die Ferne zu zeigen.
Und alles ohne Gegenleistung.
... wir essen bei seinem Freund, dem Künstler, weil es dort dann die passenden Sitzgelegenheiten gibt. Dort kaufe ich nicht nur Kunst...
... Rajendra macht auch Kunst...
bei uns gibt weihwasser am eingang - hier dope |
Und alles ohne Gegenleistung.
„Kann nicht sein“,
flüstert mein Warnsignal andauernd, „du kennst die Inder
doch jetzt... da kommt noch was... die Nummer zieht der mit jeder
ab...“
„Der ist nur nett...
der hat sonst Langeweile...“, hält die Neugier
dagegen, „people are different...“
„Eben...“ schreit die Alarmstufe , "...Sex in the city... hier überall".
„Halts Maul“
Ich soll ich seinem
Großvater vorgestellt werden bei und mit dem wir heut abend kochen
wollen.
Wir fahren nach außerhalb
und ein Lehmhaus neben einem einzigen Nachbarn in einem kleinen Garten
empfängt uns.
Aber nicht der Großvater.
„No problem, we meet
him this night.“
"Hmmmm.... " - Wenn die ganze Geschichte inszeniert ist, dann hat er das geschickt konstruiert, da er schon gestern erzählte, dass er täglich zweimal seinen Großvater besucht um ihm zu helfen. Dann hat er Übung mit Touristinnen und `Sex outside the city`.
"Hmmmm.... " - Wenn die ganze Geschichte inszeniert ist, dann hat er das geschickt konstruiert, da er schon gestern erzählte, dass er täglich zweimal seinen Großvater besucht um ihm zu helfen. Dann hat er Übung mit Touristinnen und `Sex outside the city`.
Wenn das doch alles
stimmt, dann koche ich heut abend in noch ärmlicheren Verhältnissen,
als vorgestern; was echt spannend wäre.
Nachmittags zieh ich mir gekonnt das volle Touriprogramm `Sex at the Temple´ rein und bin nicht nur begeistert von der handwerklichen Leistung der Darstellungen, sondern auch von der gewaltigen Ausdrucksstärke. Ich weiß nicht ganz, ob ich froh oder traurig sein soll, dass mein Süßer in Hamburg ist und bevor ich zu viel Sehnsucht nach ihm bekomme, beobachte ich die Reaktionen der Touris, was mindestens so spannend ist, wie die Erotik an den Tempelwänden.
Die einen lachen amüsiert oder verlegen, die anderen besprechen und analysieren, wieder welche stehen andächtig in enger Umarmung und betrachten nur.
Und ganz unvermutet gehen meine Gedanken zu Guddu und ich bin froh, das er nicht mit im Tempelelände ist und hoffe auf stressfreien Abend ohne ernsthafte Gedanken an `Sex in the village`.
Der nette Abend beginnt
allerdings damit, dass der Großvater wieder nicht da ist.
Muss das sein? Ich bin echt zu alt für solche Spielchen. Während Guddu nach seinem Opa sucht, betrachte ich andächtig den Vollmond, der über dem dunklen, romatisch abgelegenen Häuschen des Opas leuchtet, schau sichtlich bewegt in den silbergrauen Nebel, der in der Ferne und male mir ganz leise aus, wie das im Fernsehn jetzt weitergehen würde... Das Warnsignal meldet sich: „Siehste, siehste, siehste!!“ Ich erfühle mein Pfefferspray, trainiere in Gedanken die gelernten Fausthiebe und denke an den Tritt in die Eier und als Guddu wiederkommt bin ich grad dabei, dass entweder der Opa gleich hier tot im Feld liegt oder später ich.
Muss das sein? Ich bin echt zu alt für solche Spielchen. Während Guddu nach seinem Opa sucht, betrachte ich andächtig den Vollmond, der über dem dunklen, romatisch abgelegenen Häuschen des Opas leuchtet, schau sichtlich bewegt in den silbergrauen Nebel, der in der Ferne und male mir ganz leise aus, wie das im Fernsehn jetzt weitergehen würde... Das Warnsignal meldet sich: „Siehste, siehste, siehste!!“ Ich erfühle mein Pfefferspray, trainiere in Gedanken die gelernten Fausthiebe und denke an den Tritt in die Eier und als Guddu wiederkommt bin ich grad dabei, dass entweder der Opa gleich hier tot im Feld liegt oder später ich.
Entwarnung verbal: Opi musste als Familienoberhaupt mit dem Enkelchen ins
Krankenhaus fahren. Na, das ist doch besser als tot im Feld zu liegen aber dennoch bekommt mir die Story
allmählich zu viele Untertitel.
„No problem," nach `Namasteeeee` das am häufigsten verwendete Wort in diesem Land. Je nach Situation hasse oder liebe ich es.
"We have everything we need: Rum, Whiskey Coke and Limes. There is a nice place...“, ich hasse es grad.
"We have everything we need: Rum, Whiskey Coke and Limes. There is a nice place...“, ich hasse es grad.
„SIEHSTE – jetzt
kommt die Masche!“ Es leuchtet rot.
„Yes“, unterbrech ich
dank der Warnung, denn es bekommt mir zu sehr den Beigeschmack von
einem Stelldichein, „We can go to the monkeytemple, where we were
yesterday. Its a beautiful place.“ Wohlwissend, dass ich von dort
allein nach Hause finde.
„No problem – we
can“, ist seine Antwort, aber ich kenn ihn jetzt schon zu gut, dass
ich noch ein „aber“ erwarte.
Ich wusste es. Statt am Tempel halten wir an
einem Unterschlupf auf dem Feld neben der Straße. Feldarbeiter
machen hier tagsüber Rast und es gibt eine genutzte Feuerstelle,
noch mehr genutztes Kochgeschirr, einige zerbrochen Stühle und einen
steinernen Tisch. Guddu fährt noch schnell Egg Masala kaufen, denn
irgendwas wollten wir ja auch essen, während ich das Feuer in Gang halte.
Dann parkt er das Moped nebenan unter der Überdachung und der Abend perfektioniet sich: der Vollmond leuchtet über uns und lässt die Sterne erblassen, ein Feuer lodert gemütlich wärmend, der Rum aus den Pappechern schmeckt hervorragend und soger das aufgewärmte Masala aus dem uralten Geschirr ´no problem´ schmeckt einmalig. Wenn doch der Mann an meiner Seite jetzte ein anderer wäre... dann gäbe es gleich „Sex in the fields“.
Aber so bleibt´s bei klugen Gesprächen, die natürlich immer geistreicher werden, denn schließlich müssen wir auch noch den Whiskey vom vermeidlichen Opa vernichten. Und der böse Gedanke von „Sex in the coutryside“, der anfangs wie ein Damoklesschwert über mir baumelte, veflüchtigt sich wie der Alkohol im Rum vollends, als Guddu mich nach Stunden kavaliersmäßig am Hotel absetzt.
Nur die deutsche Polizei hätte das wohl nicht mehr als Kavaliersdelikt abgetan.
Dann parkt er das Moped nebenan unter der Überdachung und der Abend perfektioniet sich: der Vollmond leuchtet über uns und lässt die Sterne erblassen, ein Feuer lodert gemütlich wärmend, der Rum aus den Pappechern schmeckt hervorragend und soger das aufgewärmte Masala aus dem uralten Geschirr ´no problem´ schmeckt einmalig. Wenn doch der Mann an meiner Seite jetzte ein anderer wäre... dann gäbe es gleich „Sex in the fields“.
Aber so bleibt´s bei klugen Gesprächen, die natürlich immer geistreicher werden, denn schließlich müssen wir auch noch den Whiskey vom vermeidlichen Opa vernichten. Und der böse Gedanke von „Sex in the coutryside“, der anfangs wie ein Damoklesschwert über mir baumelte, veflüchtigt sich wie der Alkohol im Rum vollends, als Guddu mich nach Stunden kavaliersmäßig am Hotel absetzt.
Nur die deutsche Polizei hätte das wohl nicht mehr als Kavaliersdelikt abgetan.
Ein dicker Kopf empfängt mich am Morgen und mein klassiches Gedankenspielchen geht wieder los: Fahren oder nicht fahren.
Nicht fahren! Und den
geplanten Ausflug mit Guddu blas ich auch ab, denn meine alten Knochen und mein gebeuteltes Hirn schreien nach Ruhe. Ich schreib ihm ne knapppe Message, dass ich Denkmalpflege betreiben muss und dass wir uns erst abends
zum Essen treffen können, und dann
geh ich gemütlich in einer Dhaba essen, bring den Laptop zur
Reparatur, deck mich mit Vitaminen ein, sattel die BMW und klemm mich vor den PC.
Ich bin schon ein
Planungstalent – so krieg ich meine Sachen organisiert und das Moped gewartet, geh gemütlich essen, sag byebye, bin früh im Bett und kann morgen noch früher abhauen.
Nicht hier!
Als ich Guddu abends treffe wird meine deutsche Planungsgründlickeit mit der indischen Problemlosigkeit konfrontiert. Die Schwester seines Freundes heiratet heute. Um acht geht’s los, da könne man erst bei nem freund n kleinen Old Monk schlürfen, sich dann auf der Hochzeit gratis durchfuttern und ich könne nette Fotos machen. Der denkt schon mit meinem Tourihirn durchzuckt es mich, aber ich beiße natürlich an, denn hier, wo Sinnlichkeit und Leidenschaft von heiligen Wänden strahlt muss eine indische Hochzeit doch der Hammer sein.
Als ich Guddu abends treffe wird meine deutsche Planungsgründlickeit mit der indischen Problemlosigkeit konfrontiert. Die Schwester seines Freundes heiratet heute. Um acht geht’s los, da könne man erst bei nem freund n kleinen Old Monk schlürfen, sich dann auf der Hochzeit gratis durchfuttern und ich könne nette Fotos machen. Der denkt schon mit meinem Tourihirn durchzuckt es mich, aber ich beiße natürlich an, denn hier, wo Sinnlichkeit und Leidenschaft von heiligen Wänden strahlt muss eine indische Hochzeit doch der Hammer sein.
Falsch!
Erotikfreie Zone.
Freudlos. Unsexy.
Nein, das Buffet ist
hervorragend. Lässig, leider recht
unsinnlich stehen die Gäste mit Plastiktellern in der Hand im Innenhof dieses
Nachbargebäudes vom Tempel. Reihum wird Essen zubereitet,
ausgegeben, verteilt. Durch die anliegenden Türen der Zimmer um den
Hof, kann man zu den Hochzeitsvorbereitungen spinksen. Draußen vor
der Tür wummert die Soundanlage und ein paar gut gelaunte oder stark
betrunkene Gestalten bewegen sich dazu. Hier
wird vor der Zeremonie gegessen und gefeiert. Zu trinken gibt’s
Wasser obwohl die Männer allsamt ne Fahne haben.
sein einziges Lächeln... |
Eigentlich ein ausgelassen fröhliches Schauspiel, wenn man nicht in das Gesicht des verhärmten Stars des Abends, schaut, der enthoben von allem nicht dazugehören zu scheint.
Meinen neue Freunde
erklären mir, dass das in der ´Merriage Hall´ zu langweilig wird und dass es
jetzt sinnvoller wäre Rum und Bier zu organisieren um sich in ein
unbeobachtetes Eckchen zurückzuziehen. Und so lande ich mit dem
sympathischen Pöbel der Gesellschaft, der alle Trinker und Raucher
aus vier Nationen und drei Generationen eint, urgemütlich auf dem
Boden in einer Ecke über dem Hauptsaal. Wir lassen Bier und Rum und Ganja kreisen und ich bemühe
mich nur so zu tun als ob ich mitkonsumiere, weil immer noch der
Gedanke der Abreise durch meinen Verstand spukt. Irgendwie glaub ich
aber schon nicht mehr dran. Samesame.
Als kurz darauf unsere
Flaschen leer und der Saal unter uns wieder voll ist wird’s
prächtig und traurig.
Der Bräutigam, immer
noch mit mürrischem Gesicht, sitzt auf seinem Thron, als die Braut
hereingeführt wird. Sie geht langsam Schritt für schritt über eine
Reihe von Männerhänden, die von jungen Männern auf dem Boden vor
ihr den Weg bereiten. Eine herrliche Metapher: „Ich gehe über die
Hände aller anderen heiratswilligen Männer nur zu dir –
Angebeteter.“
Wenn da nicht der Gesichtsausdruck der Braut wäre, so viel Traurigkeit und Widerwillen hab ich noch in keiner Mimik gelesen. Es schmerzt mich Bilder von der Hübschen zu machen, weil ich das Gefühl habe, ich werde Zeuge einer emotionalen Hinrichtung und tue nichts dagegen. Falsch: ich unterstütze es noch, weil ich anscheinend Lust hab, die Perversion von Schmerz und Liebe einzufrieren. An diesem Ort, an dem Sinnlichkeit, Sex und Erotik sogar von den heiligen Tempeln gebetet wird, weiß ich was denen heut Nacht keinen Spaß machen wird.
Wenn da nicht der Gesichtsausdruck der Braut wäre, so viel Traurigkeit und Widerwillen hab ich noch in keiner Mimik gelesen. Es schmerzt mich Bilder von der Hübschen zu machen, weil ich das Gefühl habe, ich werde Zeuge einer emotionalen Hinrichtung und tue nichts dagegen. Falsch: ich unterstütze es noch, weil ich anscheinend Lust hab, die Perversion von Schmerz und Liebe einzufrieren. An diesem Ort, an dem Sinnlichkeit, Sex und Erotik sogar von den heiligen Tempeln gebetet wird, weiß ich was denen heut Nacht keinen Spaß machen wird.
Ich gehe.
Draußen wird gefeiert, getanzt und gelacht. Nicht in prunkvoller Hülle, aber mit Herz und Leidenschaft bis die Musik ausgedreht wird. Das ist sexy.
Natürlich fahre ich am
nächsten Tag wieder nicht, sondern besuche einen Nationalpark. Am
frühen Nachmittag hat auch mein neuer Freund seinen Rausch
ausgeschlafen und stößt dazu.
Und wie der Zufall es will, hat er heute keine Enfield mehr – er hat sie verliehen (ein Auge kniept innerlich), aber was ist natürlich mindestens so geil wie „Sex in the city“?
BMW fahren.
Wieder einen Mann glücklich gemacht - es kann ganz einfach sein.
Und wie der Zufall es will, hat er heute keine Enfield mehr – er hat sie verliehen (ein Auge kniept innerlich), aber was ist natürlich mindestens so geil wie „Sex in the city“?
BMW fahren.
Wieder einen Mann glücklich gemacht - es kann ganz einfach sein.
Nachtrag: Zwei Männer – denn wie der
Hotelbursche hintendrauf abgegangen ist, ist ne andere Geschichte zu
dem Thema und das wär jetzt zu lang geworden.