Mittwoch, 8. August 2012

MännertauscH

Ben und Stefan in Istanbul
 
Frauentausch hat es bis ins Fernseh´n quer durch die Republik geschafft. Männertausch hoffentlich erstmal bis Indien und mit happy-end. Dann möchte ich unbedingt meinen geliebten Mann wieder haben. Nicht dass ich seit dem Partnertausch ein unangenehmes Reisen habe. Im Gegenteil. Aber es wird sehr deutlich, warum es genau der Eine ist, den man sich fürs Leben ausgesucht hat :-)


Highway m Landesinneren, wo der Teer noch nicht geschmolzen ist
 
Stefan fährt mein Tempo ist, besonnen und rücksichtsvoll, braucht Pausen in der gleichen Fequentierung wie ich, hat ne gute Orientierung und macht beim Fahren regelmäßig Zeichen von „super hier“ oder „alles prima“. Besser geht nicht.
Highway im Landesinneren, wo der Teer noch nicht angekommen ist

Aber manchmal fehlt mein Partner, dem ich mit kurzem Gasstoß mal abhaue, oder der selbst mal den Hahn unbesonnen aufreißt, sich vordrängelt, sinnlos überholt - einfach nur so aus Spaß am Hahn-aufreißen. Mir fehlt der, der sich durch den dicksten Stau schlängelt, das grad noch ne Briefmarke zwischen LKW und Seitenkoffer passt, dabei manchmal vergisst, das ich breiter gebaut bin und dabei locker bleibt. Der, der trotz Warn- und Verbotsschilder ne unübersehbare Autobahnabsperrung übersieht, die Baustelle durchfährt und so 20 km Umweg umgeht. Oder, der nen Fußgängerüberweg bei Rot als Abkürzung nimmt, ohne so ganz sicher zu sein, ob dahniter vielleicht doch Treppen zu bewältigen sind. Und der, der im fettesten Istanbul-traffic-jam auf dem nicht vorhandenen Seitensreifen hält, sich voll Gottesglauben auf Überlebenschance mit den Worten „Ne kurze Pause“ ne lange Kippe ansteckt und dabei lächelt. Überflüssig zu bemerken, dass ich mich in dem Moment nicht zwischen Todesangst und Hass entscheiden konnte und daher einfach mitgeraucht hab. Mir fehlt auch der, der sich bei Pausen mit mir auf den Randstreifen irgendeiner Raste zwischen Wohnmobile und Parkstreifen knallt, einfach die Schnauze hält und meinen Kopf streichelt.

Griechenland

Der, der mit mir im Schatten von verschrotteten Bussen verschnaufen will und der nach einem Blick auf die „lost-Lokation“ und einen Blick in meine Augen erst mal ne gemeinsame Forschungstour mit Fotosession startet. 

 

Mit Ben im Nirwana von Albanien auf der Suche nach einer Abkürzung


Manchmal fehlt auch der, der die Orientierung verloren hat, sich weiter durchwuselt, fragt, nicht aufgibt, sein Ziel verfolgt...
dann an einsamsten Orten landet...
dann etwas krampfhaft sein Lächeln wiederfindet ...
aber den Weg trotzdem verloren hat... ;-)





 
Stefan wartet den Campingplatz (wenn da irgendetwas zu warten gab...)
Auch sind Stefan und ich uns sehr einig darüber, was unsere Übernachtungsorte angeht. Das kann preiswert und ruhig mal verschrammelt sein, darf dann auch wieder mal ne kleine Pension im hübschen Ort sein. 



...ich warte meine Kleine


 

Eigentlich bin ich auch froh, das ich mein Eineinhalb-Mann-Zelt jetzt wieder mit mir und den für Frauen lebenswichtige Utensilien bewohnen kann. 


Aber schön wars schon, die Haut des geliebten Menschen neben sich zu spüren und bei Körperkontakt unfreiwillig aneinander zu kleben oder nachts nackt auf zwei Quadratmetern gemeinsam in die Schlacht gegen Moskitos zu ziehen. Oder sich in weißen Laken unter der Klima genüsslich um sich selbst zu wälzen, um dann zu merken, dass der Trampelpfad am Fenster vorbei ein hochfrequentierter Gehweg der gesamten albanischen Großfamilie ist.


Stefan macht auch Witze, kann ganze Gruppen zum Lachen bringen und lustige Geschichte erzählen. 

Haiga Sophia - das Sprungfoto fehlt leider
Ben in griechscher Verkleidung
Aber wie schnell hab ich mich daran gewöhnt, an Souvenierständen peinliche Fotoserien von bescheuerten Sonnenbrillenportraits zu schießen, bis der Besitzer mit grimmiger Visage Verleihgebühr fordert, oder an heiligen Orten unheilige Motive einzufangen. Wir sehr vermisse ich es mit Ironie und Sarkasmus außergewöhnliche Situationen zu übertreiben oder Menschen zu überzeichenen, ohne dass der tadelnde PC-Zeigefiger (Yea! - Ferien vom pädagogischen-wertvollen-Gleichmachen) gehoben wird.




...jajaliebeDoro - long live Rock´n´Roll...
 Und was auch so richtig dazugehört, ist abends gemütlich einen Absacker zu trinken und mit Witz und Humor den Tag revue-passieren und ausklingen zu lassen. Ja – die Suche nach flüssigen Bölkstoff kann hier in Zeiten des Ramadan zu einem rituellen, abendfüllenden Spiel werden. Und der Gewinner erhält ein kühles erfrischendes Bier. Als Kinder nannte man das Schnitzeljagd und als Trophäe gab es Gummibärchen. Heute hat sich nur der Ort und der Name der Veranstaltung verändert. Der Spaß und das Ziel aber bleibt der gleiche. 
Ein zweites Bier kann dann auch schonmal ein Zeichen von Genuss und Freude sein und spiegelt je nach der Situation soziale Kompetenz oder Völkerverständigung wieder. Nicht aber ein Alkoholproblem. "Beer and cigarettes are kurdish", sagte gestern Erkan, unser Ararat-Bergführer, zu mir, als ich mir Sorgen um mein Image machte. Er erklärte im selben Atemzug, dass er morgen mal Ramadan machen würde und saß heut morgen mit frischer `ciggarette` vor unserem Hotel.

Was morgen ist wird halt manchmal auch erst morgen entschieden.


Aber heute wird erstmal das Hier-und-Jetzt gelebt, Geschichten in der anderen Welt erlebt und anschließend erzäht. Und ich mache heute NIX außer schreiben, ordnen und später mal gemütlich in den Hamam dackeln, der gestern - Allah weiß warum - für Frauen geschlossen hatte.