Ben und Stefan in Istanbul |
Frauentausch hat es bis
ins Fernseh´n quer durch die Republik geschafft. Männertausch
hoffentlich erstmal bis Indien und mit happy-end. Dann möchte ich unbedingt
meinen geliebten Mann wieder haben. Nicht dass ich seit dem
Partnertausch ein unangenehmes Reisen habe. Im Gegenteil. Aber es wird sehr deutlich, warum es genau der Eine ist, den man sich fürs Leben ausgesucht hat :-)
Highway m Landesinneren, wo der Teer noch nicht geschmolzen ist |
Stefan fährt mein Tempo
ist, besonnen und rücksichtsvoll, braucht Pausen in der gleichen
Fequentierung wie ich, hat ne gute Orientierung und macht beim
Fahren regelmäßig Zeichen von „super hier“ oder „alles
prima“. Besser geht nicht.
Highway im Landesinneren, wo der Teer noch nicht angekommen ist |
Aber manchmal fehlt mein
Partner, dem ich mit kurzem Gasstoß mal abhaue, oder der selbst mal
den Hahn unbesonnen aufreißt, sich vordrängelt, sinnlos überholt -
einfach nur so aus Spaß am Hahn-aufreißen. Mir fehlt der, der sich
durch den dicksten Stau schlängelt, das grad noch ne Briefmarke
zwischen LKW und Seitenkoffer passt, dabei manchmal vergisst, das ich
breiter gebaut bin und dabei locker bleibt. Der, der trotz Warn- und
Verbotsschilder ne unübersehbare Autobahnabsperrung übersieht, die
Baustelle durchfährt und so 20 km Umweg umgeht. Oder, der nen
Fußgängerüberweg bei Rot als Abkürzung nimmt, ohne so ganz sicher
zu sein, ob dahniter vielleicht doch Treppen zu bewältigen sind. Und
der, der im fettesten Istanbul-traffic-jam auf dem nicht vorhandenen
Seitensreifen hält, sich voll Gottesglauben auf Überlebenschance
mit den Worten „Ne kurze Pause“ ne lange Kippe ansteckt und dabei
lächelt. Überflüssig zu bemerken, dass ich mich in dem Moment
nicht zwischen Todesangst und Hass entscheiden konnte und daher
einfach mitgeraucht hab. Mir fehlt auch der, der sich bei Pausen mit
mir auf den Randstreifen irgendeiner Raste zwischen Wohnmobile und
Parkstreifen knallt, einfach die Schnauze hält und meinen Kopf
streichelt.
Griechenland |
Der, der mit mir im Schatten von verschrotteten Bussen
verschnaufen will und der nach einem Blick auf die „lost-Lokation“
und einen Blick in meine Augen erst mal ne gemeinsame Forschungstour
mit Fotosession startet.
Mit Ben im Nirwana von Albanien auf der Suche nach einer Abkürzung |
Manchmal fehlt auch der, der die
Orientierung verloren hat, sich weiter durchwuselt, fragt, nicht
aufgibt, sein Ziel verfolgt...
dann an einsamsten Orten landet...
dann etwas krampfhaft sein Lächeln wiederfindet ...
aber den Weg trotzdem verloren hat... ;-)
Stefan wartet den Campingplatz (wenn da irgendetwas zu warten gab...) |
Auch sind Stefan und ich
uns sehr einig darüber, was unsere Übernachtungsorte angeht. Das
kann preiswert und ruhig mal verschrammelt sein, darf dann auch
wieder mal ne kleine Pension im hübschen Ort sein.
...ich warte meine Kleine |
Eigentlich bin
ich auch froh, das ich mein Eineinhalb-Mann-Zelt jetzt wieder mit mir
und den für Frauen lebenswichtige Utensilien bewohnen kann.
Aber schön wars
schon, die Haut des geliebten Menschen neben sich zu spüren und bei
Körperkontakt unfreiwillig aneinander zu kleben oder nachts nackt
auf zwei Quadratmetern gemeinsam in die Schlacht gegen Moskitos zu
ziehen. Oder sich in weißen Laken unter der Klima genüsslich um
sich selbst zu wälzen, um dann zu merken, dass der Trampelpfad am
Fenster vorbei ein hochfrequentierter Gehweg der gesamten albanischen
Großfamilie ist.
Stefan macht auch Witze,
kann ganze Gruppen zum Lachen bringen und lustige Geschichte
erzählen.
Haiga Sophia - das Sprungfoto fehlt leider |
Ben in griechscher Verkleidung |
Aber wie schnell hab
ich mich daran gewöhnt, an Souvenierständen peinliche Fotoserien
von bescheuerten Sonnenbrillenportraits zu schießen, bis der
Besitzer mit grimmiger Visage Verleihgebühr fordert, oder an
heiligen Orten unheilige Motive einzufangen. Wir sehr vermisse ich es
mit Ironie und Sarkasmus außergewöhnliche Situationen zu
übertreiben oder Menschen zu überzeichenen, ohne dass der tadelnde
PC-Zeigefiger (Yea! - Ferien vom
pädagogischen-wertvollen-Gleichmachen) gehoben wird.
...jajaliebeDoro - long live Rock´n´Roll... |
Und was auch so
richtig dazugehört, ist abends gemütlich einen Absacker zu trinken und
mit Witz und Humor den Tag revue-passieren und ausklingen zu lassen.
Ja – die Suche nach flüssigen Bölkstoff kann hier in Zeiten des Ramadan zu einem rituellen,
abendfüllenden Spiel werden. Und der Gewinner
erhält ein kühles erfrischendes Bier. Als Kinder nannte man das
Schnitzeljagd und als Trophäe gab es Gummibärchen. Heute hat sich
nur der Ort und der Name der Veranstaltung verändert. Der Spaß und
das Ziel aber bleibt der gleiche.
Ein zweites Bier kann dann auch schonmal ein Zeichen
von Genuss und Freude sein und spiegelt je nach der Situation soziale
Kompetenz oder Völkerverständigung wieder. Nicht aber ein
Alkoholproblem. "Beer and cigarettes are kurdish", sagte gestern Erkan, unser Ararat-Bergführer, zu mir, als ich mir Sorgen um mein Image machte. Er erklärte im selben Atemzug, dass er morgen mal Ramadan machen würde und saß heut morgen mit frischer `ciggarette` vor unserem Hotel.
Was morgen ist wird halt manchmal auch erst morgen entschieden.
Aber heute wird erstmal das Hier-und-Jetzt gelebt, Geschichten in der anderen Welt erlebt und anschließend erzäht. Und ich mache heute NIX außer schreiben, ordnen und später mal gemütlich in den Hamam dackeln, der gestern - Allah weiß warum - für Frauen geschlossen hatte.