Ich will nach Leh! Das
hab ich mir von Beginn an vorgenommen, das muss jetzt auch so
passieren. Basta!
Ich ignoriere die
Tatsache, dass der Pass am 15.9. gesperrt wird und glaube lieber
denen, die behauten, dass sei quatsch.
Gut, die Camps bestehen
dann nicht mehr, aber wer brauch die überteuerten Touristationen
schon.
Gut es wird dann keine
Haftung mehr übernommen und Hilfe von Seiten der Region sind nicht
zu erwarten, aber es gibt genügend hilfsbereite Menschen dort oben.
Gut, morgen ist der 15.9.,
aber die norwegischen Muskalpakete vom Nachbartisch kommen grad von
da und sagen, mit meinem Moped sei das kein Problem auch der knietiefe Matsch
war nur ein kurzes Stück und die eingestürzte Brücke.. naja, da
haben sie ein Paar Rupis unter den Indern verteilt und die haben die
Mopeds dann rüber gebracht. Klingt doch prima.
Gut, es regnet seit Tagen
und heute Abend Katzen und Hunde, dass noch nicht mal Internet
aufgebaut werden kann, aber bisher regnete es doch jeden verf... Tag
und vormittags war schöner Sonnenschein.
Ich hab also beschlossen,
mir um 4 Uhr morgen früh das Wetter anzuschauen und trinke erstmal
mit Javi und Robert ein Bier auf die Entscheidung und auf unseren
letzten Abend.
er konnte sogar noch Tortilla de Patata für uns kochen |
Mein Gefühl sagt: „Es
ist Schwachsinn...␜, nein das ist der Kopf! Oder? Ich fühl nochmal
hin, so sicher kann ich mir da nicht sein. So schwierige Fragen soll ich in
dem Zustand beantworten, in dem sogar die Augen schon doppelt
sehen. Fatal.
Es ist der Kopf, der alle
Anzeichen zusammenwirft und mir deutlich sagt, dass es Schwachsinn
ist. Mein Gefühl schreit sozusagen nach der Herausforderung, nach
dem Erlebnis und nach den Bildern, die ich zu sehen bekommen könnte. Mein
Gefühl hört aber auch ein bisschen auf den Verstand, denn der ist
ja nicht zum Spaß da und lässt sich auf einen Kompromiss ein: „Ich
versuchs. Und wenn es zu schwierig wirt, dann dreh ich um und komm
mit euch nach Rishikesh“, sag ich und bin glücklich mit der
Entscheidung. Denn den Ort möchte ich auch sehen und die zwei
Spanier sind lustige und amüsante Reisepartner.
Diese Nacht wird
schlaflos, denn Kopf und Gefühl waren im permanenten Streit
zwischen:
„Ich muss mal wieder
allein sein und richtig Moped fahren“ gegen: „Reisen mit Javier
und jetzt noch Robert ist einfach entspannend – warum dräng ich
schon wieder weg“ und: „Das war mein Plan und mein einzig festes
Ziel in Indien“ gegen: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst,
erzähl ihm deine Pläne“ oder : „Wer Pläne hat, kann enttäuscht
werden“ und: „Ich hab erzählt ich fahr den Pass, was sollen die
anderen denken“ gegen: „Was scheren mich die anderen, die wissen
doch nichts von meinen Plänen“ und „Das ist viel zu gefährlich“,
gegen: „Wer weiß, ich noch nicht“...
Gut, um 4 Uhr bin ich
nicht aufgestanden, sondern eingeschlafen. Gewonnen hat nach einem
harten Zweikampf, unzählbaren gelben Karten und mindestens einem Eigentor das Gefühl und ich
bin gefahren.
Wann mein Verstand dann
endgültig den Kampf aufgegeben hat, kann ich nicht sagen. Aber ich
glaube er hat.
urgemütlich.... |
...und fast romantisch |
Ich liege auf 4500 m draußen, lediglich im leichten Schutz
einer Mauerecke von Straßenarbeitern, aber der Wind pfeift
unerbitterlich über uns. Neben mir kuscheln sich zwei Inder
aneinander und an mich, denn Nähe ist das Einzige, was Wärme
produziert, denn das Feuer aus gesammelter Schafscheiße wärmt schon
lange nicht mehr.
Bin ich verrückt? Wie
konnte ich in diese bescheuerte Situation kommen? Wo ist mein
Verstand geblieben? Irgendwann hat er mich verlassen..
Was hat mich dazu
veranlasst mich durch den Kilometerlangen Matsch zu quälen, obwohl
ich doch umdrehen wollte, wenn es zu schwierig wird? Alle paar Meter
rutsche ich aus, dass ich schon nach den ersten Umfallern kqum noch Kraft mehr im Körper hab.
Die Mopedstiefel versinken bis zur Wade im
Matsch und saugen sich fest. Viel besser kann das nur noch der
Seitenkoffer, denn wenn er plan in die k|ebrige Masse fällt,
entsteht beim Aufheben ein Sog in dem Modder, dass vier Mann
nötig sind um das Bike aufzuheben. Ich zitter schon beim Aufsteigen
und bin froh um jede Pause, die mir ein Jeep oder Truck liefert, der
vor mir freigeschaufelt werden muss, weil er wieder mal feststeckt.
Ich such die beste Spurrinne, bleib mit den Seitenkoffern an den
aufgeworfenen Seiten hängen, verklemme mir die Füße unterm
Reservekanister, wenn ich die Beine beim füßeln nicht schnell genug
rausziehe und versuche immer wieder mit „GAAAAAS“ Meter zu
machen.
Na gut, manchmal bin ich bei diesen Manövern in der
Gegenfahrbahn gelandet, das bleibt nicht aus, wenn man eine
vernünftige Spur verfolgt, aber die entgegenkommenden haben nicht
nur vier haben Räder, sondern auch Mitgefühl und wechseln einfach
mal schnell. Meist - bis mir ein breitgesichter und -gewichtiger
Glatzkopf mit schwarz tätowierten Augenbrauen und Eunuchenstimme
entgegenbrüllt: „Please stay on your line“. „Arschloch!!“
Dem Kerl hätte ich den Rest seiner Eier gerne auch noch abgerissen.
Wahrscheinlich hat der noch nie versucht dreihundert Kilo auf zwei
Rädern durch die Schlammberge zu kutschieren.
unzählige davon |
festgefahren |
Mittlerweile ist ein
Blinker lose, ein Spiegel aufgedreht, meine Nase wahrscheinlich
gebrochen und die Kiste über und über voll Matsch.
Und meine Kopf ist immer
noch schwach. Er meldet sich zwar noch „Dreh um“ - aber das
Gefühl sagt, gleich wird’s besser. Ich muss den ganzen Hang hoch,
an dem sich die Straße in Haarnadelkurven Meter für Meter nach oben
schraubt und die unter der abgegangenen Schlammlawine begraben ist. Ich brauche knappe zwei Stunden, bis ein Schild und Fressbuden den Gipfel
vermelden, der Matsch aufhört und mein GPS stolze 4500 m anzeigt.
Geht doch!
Und dann geht’s runter.
Schotter, Steine, Felsen, abgerissene Straßen, Sand, riesen Löcher,
nahezu Gruben... Ich hab die Schnauze voll! Welche Hammerfrese hat
denn gesagt oben wird’s besser? Ich lass nur noch laufen, denn
bremsen wäre fatal. Zwischendurch ein paar Meter Asphalt, dann
wieder Geröll. Ich werd irre. Ahhh! Schnell ein Foto schießen, die
Aussicht ist herrlich und dann wieder kämpfen. "Asph...", vergiss es. Das Wort lässt sich nicht mal zu Ende denken, da ist es schon wieder vorbei. Mein Kopf sagt nochmal kurz: „Dreh um!!!!!“,
aber er will weder durch den Matsch zurück, noch diese
Enduroprologstrecke wieder rauf. Vielleicht ist es am nächsten Tag
ja besser?
Und auf dieser Abfahrt
begegne mir die zwei Inder auf einer Enfield, die den gleichen Traum
in Alp erleben. Manchmal reden wir, dann fährt wieder einer, dann
begegne wir uns wieder und dann fährt wieder einer und dann... dann
stehen wir an einer Kreuzung und sie erklären, dass sie jetzt in
diesen Schotterweg abbiegen, weil sie ins Spiti-Tal fahren, zum
höchsten Dorf mit der ältesten Monastie.
Und wer jetzt hier
entschieden hat, weiß ich nicht.
Irgendwas in mir sagte
nur: „Coole Idee. Das ist besser als umdrehen. Ein näheres Ziel
suchen, spektakulär ist es auch, und die Schotterpiste ist allemal
leichter zu fahren, als dieser f*** Highway. In 50 km kommt ein See
mit Camp, wo sie übernachten und an der Stelle kann ich immer noch
überlegen ob ich die folgenden 80 km weiter mitkomme oder am See
relaxe und dann zurückfahren.“
Mein Gefühl hatte
anscheinend sofort gecheckt, dass die zwei Jungs nette Begleiter
sind. Mein Kopf hätte vielleicht noch Fakten abgeklärt oder nach
der Befahrbarkeit gefragt. Aber er schwieg.
Als ich im ersten
Flussbett die Steine küsse, dämmert mir, dass der Kopf erneut eine kurze
Auszeit hatte und ich den Weg nie alleine fahren kann. Als ein
Wasserfall die Straße entlang fließt und ich wieder nur mit
Bodenkontakt durch das wässrige Steinfeld komme, erkläre ich meinen
neue Freunden, dass sie ab sofort Verantwortung für mich haben, denn
hier komm ich weder alleine durch, noch zurück. Als nach dreißig Kilometern Vinish
meine BMW fährt und ich als Sozia bei Sandesh endlich mal den Blick
auf die Landschaft statt auf den Boden werfen kann, weiß ich, dass
zumindest mein Gefühl nicht ausgesetzt hat, als es die Jungs
eingeschätzt hat.
und wieder nix |
Wir schrauben uns in die Höhe, es wird kälter und kälter, 14 Kilometer bedeutet eine Stunde Fahrt. Vinish liegt wieder und zwar knapp neben dem Abgrund und mir stockt das bisschen Atem, was ich noch übrig habe - jetzt bitte nicht sowas. Mein Kopf meldet sich zaghaft mit Unwohlsein. „Schnauze – hätt´ste früher tun sollen, schon bei der Matsche am Rothang Pass!“, und das mulmige Gefühl bleibt. Aber ich finde auch hier noch was Positives – ich hatte nen guten Lehrmeister und viele noch bessere Vorsätze: Es ist hier oben noch ein bisschen heller.
Der See kommt und kommt
nicht. Aber eine kleine Monastery, bei der wir das einzig Vernünftige
in der Situation tun: wir beschließen die Nacht hier zu verbringen.
Das ist besser als weiterfahren und hier gibt´s wenigstens eine
Ecke, in die wir uns kuscheln können. Sandesh sammelt Scheiße zum
verbrennen. Vinish baut n Joint, speziell für die Berge, dann friert
man nicht so (alles Lüge) und ich versuche die nassen Schuhe und
Strümpfe auszuziehen und irgendwie alles Warme für ein Nachtlager
zusammen zu finden. Die zwei Ärmsten haben nur einen Schafsack, den
sie sich teilen, eine Isomatte auf der sie sich zusammenkuscheln und
je ein paar Schuhe, was komplett durchnässt ist. Aber alle Versuche,
denen was anzubieten werden abgelehnt. Keiner hat übrigends einen Blick für den wunderschönen Sternenhimmel übrig, der funkelt, als wolle er uns Versöhnung anbieten.
Und so bin ich zu der
zweiten Nacht mit dem Kopf-Gefühl-Rückspiel gekommen. Ich hab mich verflucht
und mental gesteinigt. Ich hab mit Kopfschmerz und Übelkeit
gekämpft. Ich hab das Fieber in mir aufsteigen und die
Lungenentzündung vor der Tür stehen sehen. Ich hab mich mit nem LKW nach
Manali zurückfahren und den Abhang hinunterstürzen sehen. Dann kamen Javiers Worte wieder
in mir hoch und die Einfachheit des Wortes „enjoy“. Das hat aber auch
nicht geholfen, machte mich aber ruhiger.
Keiner von uns schläft
in dieser Nacht und am Morgen begrüßt uns nicht nur die leicht
wärmende Sonne sondern auch Eis auf den Mopeds und den Pfützen. Was
mir durch den Kopf geht kann wohl unausgesprochen bleiben. Aber wir
haben überlebt und ich hab ne nette Geschichte fürs Lagerfeuer im
Handgepäck.
Und die Straße wurde
noch schlechter.
Und ich bin in den
nächsten Dorf geblieben.
Danach wurd die Straße
besser, aber das erfahre ich erst hinterher.
spity-valley |
Teilzwei
alu-parantha-meister-küche |
Dazu gehört auch nicht, dass ich hier die besten "alu prantha" zu esse bekommen habe...
polizeiposten - lange nicht gehabt!! |
Nachts schneit es, um sechs scheint die Sonne, um sieben ziehen Wolke auf und als wir um acht starten regnet es. - Ich mac Druck an der Polizeikontrolle, denn eine riesen Gruppe belgischer Pauschalabenteurer in vier Jeeps mit Taschen voll Geld und teuren Kameras auf uns gerichtet, soll vor uns abgefertigt werden. Aber ich jammere als Frau einfach kräftig rum, sage dass ich Angst vor dem Regen auf dem Pass habe und manchmal hilft nerviges Frauengejammer ungemein, ich gewinne und es kann losgehen
.
Ein Traum voll
Puderzucker überrascht uns in den hohen Bergen, der Schnee stört
nicht, er ist nur kalt, aber wir fliegen fast den Pass hoch, genießen
die Idylle und den feuchten Boden, auf dem der Grip besser ist, als
auf staubig trocken Fels.
Na gut, ich hab auch Luft aus den Reifen gelassen, das erleichtert die Sache enorm und hlft beim entspannten Pistensegeln.
Fotos und gute Laune begleiten uns. Wir passiere unser erstes Nachtlager, lächeln und schießen ein Bild von den Gebetsfähnchen im Schnee und ich bin froh, dass meine Eltern nicht wissen, was ich schon wieder so treibe. Schon komisch, dass ich fast im Rentenalter noch solche Gedanken habe.
Na gut, ich hab auch Luft aus den Reifen gelassen, das erleichtert die Sache enorm und hlft beim entspannten Pistensegeln.
Fotos und gute Laune begleiten uns. Wir passiere unser erstes Nachtlager, lächeln und schießen ein Bild von den Gebetsfähnchen im Schnee und ich bin froh, dass meine Eltern nicht wissen, was ich schon wieder so treibe. Schon komisch, dass ich fast im Rentenalter noch solche Gedanken habe.
Bergab wird’s schon
unangenehmer, weil die Kurven eng, extrem felsig und rutschig sind
und als wir unter die Schneefallgrenze kommen, hört der Spaß auf.
Die Piste stehen unter Wasser, so dass eine Fahrrinne auf gut Glück gefunden werden muss. In leidlich trockenen Kehren hat das Wasser tiefe Furchen gespühlt. Einmal kommt ein kleiner Steinschlag vor uns nieder, dass wir grad noch bremsen können. Spuren von abgegangenen Felsen sind überall zu sehen. Schlaglöcher sind riesige
Wasserlöcher geworden, dessen gelbbraunes Wasser beim passieren bis
über den Tank spritzt. Solche Löcher sucht man sich für
Actionfotos um einmal hindurch zu brettern und danach unter die heiße
Dusche zu hüpfen, aber nicht bei Temperaturen um den Gefrierpunkt
mit 150 km Heimweg durchs Gelände.
Unser Lächeln gefriert allmählich wie der Boden, die Finger folgen, und so gut wir uns auch durchbeißen... nach vier eiskalten Stunden durch den Regen, ist jeder froh, sich die Körperglieder und die durchnässten Klamotten an einem kleinen Feuer in einer Dherba leidlich zu wärmen. Wenn wir grad nicht gedanenversunken schweigen oder geräuschvoll bibbern, fluchen wir.
na! der hat auch die schnauze gestrichen voll |
Unser Lächeln gefriert allmählich wie der Boden, die Finger folgen, und so gut wir uns auch durchbeißen... nach vier eiskalten Stunden durch den Regen, ist jeder froh, sich die Körperglieder und die durchnässten Klamotten an einem kleinen Feuer in einer Dherba leidlich zu wärmen. Wenn wir grad nicht gedanenversunken schweigen oder geräuschvoll bibbern, fluchen wir.
Ein vierter Mopedfahrer
gesellt sich dazu und gemeinsam finden wir, dass die einzige
Möglichkeit heute und lebend nach Manali zu kommen ein leerer Truck
ist, dessen Fahrer Bock hat im stömenden Regen einen Zusaztverdienst
einzuhandeln.
Wir bibbern und beten, zu
welchem Gott auch immer, Buddah, Shiva oder der Allerheilige,
vielleicht ist Allah auch mit dabei.
Jedenfalls hören die
uns.
Und damit beginnt die
eigentliche Tragödie in drei Akten.
Wir verladen die Bikes
auf die Ladefläche, indem der Wagen seitlich an einen alten
Brückenaufläufer anfährt. Als ich mit meiner Dicken über die
Notrampe auffahren will höre ich von der Seite: „Stop, it´s
slippery,“ und ich wunder mich über den Kommentr, denn wenn etwas rutschig ist, dann
der Weg der letzten Tage?
Trotzdem halte ich lieber und beim
Aufschieben weiß ich was der Kerl meint. Die gesamte Ladefläche der Truck ist
mit einem schwarzen Altölfilm überzogen. Jede für die
Eisschnellauf-Weltmeisterschaft präparierte Eisfläche hat mehr Grip. Wir
rutschen, die Mopeds rutschen, Gepäck rutscht. Als würden wir fürs
Altölcatchen bezahlt, überziehen wir in kürzester Zeit unsere
Finger, unsere
Klamotten, die Spanngurte, das Gepäck, die Helme, die Seitenplanken
und alles, was mit uns in Kontakt kommt mit der schwarzen Pampe.
Keine Zigarette, die weiß bleibt, kein Keks, der nicht nach Öl
schmeckt, kein Kontakt zu irgendwas, was uns nicht entglitscht.
Und dann kommt die Frage
der Sicherung der Bikes: Es ist unmöglich. Nicht nur wegen dem
rutschigen Untergrund, sondern auch, weil jeder mögliche Fixpunkt am
Truck über dem Schwerpunkt der Maschinen liegt. Ich opfer nahezu
alles was ich an Spanngurten dabei habe, löse Gepäck und Notsicherungen und ziehe sogar noch die dünnen Riemen hinzu - es ist also eine Menge. Hinzu kommen Tücher,
Seile, Riemen, alles, ws gefunden wird, wird verwendet. Bikerarschloch vier ist ein
Egoschweinehund und kümmert sich ausschließlich um das Wohl seiner
Kiste. Wir drei anderen aber versuchen so gut es geht unsere Maschinen zu
sichern. Wir suchen verzweifelt Fixierpunkte, die die Mopeds in
eine Ecke oder gegen einen festen Punkt ziehen. Unmöglich.
Nachdem mich der Zustand
der Ladefläche ernüchtert hat und der sichere Transport
hoffnungslos zum Scheitern verurteilt ist, schaue ich mir unseren
Lebensretter genauer an. Durch das Bodenblech im Fahrerraum kann ich
die Fahrbahn unter uns beobachten, im Innenraum gibt es kein einziges
Instrument, außer einer notangebrachten Hupe, und einer lose
hängenden Glühbirne, die jedesmal leuchtet, wenn der Wagen absäuft
(Und sie leuchtet oft. Und einige Male müssen wir schieben. Aber das
macht nichts, denn das macht warm.) die Fenster lassen sich nicht
schließen, so dass Regen und Schnee weiter auf uns einprasseln, die
Reifen gleichen Slicks und ich bete, dass wenigstens die Bremsen
funktionieren. Unser Lebensretter entpuppt sich als Seelenverkäufer.
Akt 2 - Transport:
Viermal halten wir während der Fahrt an, um die Fuhre neu aufrichten und verzurren, weil das gesamte Arrangement durch die Steine und Schlaglöcher auf dem Ölfilm in sich zusammensackt. Der Lenker der Enfield steht auf halb acht, meine Armaturen der linken Seite hängen in Fetzen. Immer wieder wandern unsere Blicke nach hinten auf die Ladefläche, jedes Schagloch schmerzt in der Seele und wir verziehen das Gesicht, als würden wir die Schläge selbst spüren.
Akt 2 - Transport:
Viermal halten wir während der Fahrt an, um die Fuhre neu aufrichten und verzurren, weil das gesamte Arrangement durch die Steine und Schlaglöcher auf dem Ölfilm in sich zusammensackt. Der Lenker der Enfield steht auf halb acht, meine Armaturen der linken Seite hängen in Fetzen. Immer wieder wandern unsere Blicke nach hinten auf die Ladefläche, jedes Schagloch schmerzt in der Seele und wir verziehen das Gesicht, als würden wir die Schläge selbst spüren.
Nachdem einer der unzähligen Blick von
Winish nach hinten wieder von lautem Gestöhne begleitet wird, bitte
ich ihn nur noch nach vorne zu schaun: „It´s only money,“ ich habe bereits resigniert, denn die Dollar purzeln vor meinem geistigen Auge,
wie die Regentropfen vom Himmel. Ich konzentrier mich auf´s Wesentliche: „It´getting dark, and have seen
the tires.... I want to come down alive.“
Er scheint zu verstehen,
denn langsam verlässt uns alle die Zuversicht, ob dieser
Entscheidung. Der Wagen rappelt und kracht den Pass hoch, durch die
Wolken und Kälte, während durch das Fenster
wahlweise Schnee oder Regen weht. Er brettert durch Schlaglöcher in denen man unauffällig eine Großfamilie hätte beerdigen können, durch Matsch, der die Richtung des Trucks mehr bestimmt, als das dafür vorgesehene Lenkrad, an entgegenkommenden LKW vorbei, dass mir nicht anderes einfällt, als die Augen zu zu drücken und den Atem anzuhalten.
Ich muss an den Songteyt von BAP denken: „Joh wenn et Bedde sich lohne däät, wat meinste wohl, wat ich dann bedde däät...“ und ich bete, gebetsmühlenmäßig, denn schaden kann es ja nun wirklich nicht...
Ich muss an den Songteyt von BAP denken: „Joh wenn et Bedde sich lohne däät, wat meinste wohl, wat ich dann bedde däät...“ und ich bete, gebetsmühlenmäßig, denn schaden kann es ja nun wirklich nicht...
Akt 3 -Verdauung:
To make a long story short:
To make a long story short:
Wir überleben. Natürlich
nicht ohne, dass Vinish noch einige Male nach hinten schaut, und
nicht ohne, dass meine einzige Kommunikation daraus besteht den
Fahrer wahlweise mit „slowly-slowly““, „raaaiiiiight“ oder
„fuck-passdochaufduarschloch“ anzuraunzen. Ich hab das Gefühl
das animiert ihn zu Racheakten, denn danach fährt er extra auf glatten Passagen langsam und auf Gravelroads
schnell.
Wir erreichen meine Stamschrauber-werkstatt, in der ich vor einer Woche Öl gewechselt habe, im Dunkeln. Aber wie überall in der Welt sitzt man hier auch nach Feierabend noch gemütlich bei Bier und Joint zusammen und klönt. Und keiner kann es sich verkneifen mir Kommentare entgegenzschleudern, das man NIE NIE NIE einen Truck nimmt, wenn man noch einen Funken Verstand im Hirn und einen Tropfen Blut im Körper hat, um selbst zu fahren.
THANX - das Lehrgeld hab ich grad gezahlt.
die jungs dieser werkstatt sind einfach klasse |
Wir erreichen meine Stamschrauber-werkstatt, in der ich vor einer Woche Öl gewechselt habe, im Dunkeln. Aber wie überall in der Welt sitzt man hier auch nach Feierabend noch gemütlich bei Bier und Joint zusammen und klönt. Und keiner kann es sich verkneifen mir Kommentare entgegenzschleudern, das man NIE NIE NIE einen Truck nimmt, wenn man noch einen Funken Verstand im Hirn und einen Tropfen Blut im Körper hat, um selbst zu fahren.
THANX - das Lehrgeld hab ich grad gezahlt.
Und dann lieber Herr
Nideggen... dann hat sich das Beten vielleicht doch gelohnt:
Der Wagen des Seeenverkäufers schafft es genau bis hier hin. Danach ist Ende. Beim Versuch anzurollen nimmt er sogar noch ne Mauer mit und ramponiert sich die Auflage. Das ist jetzt zwar weder christlich noch buddistisch und auch menschlich ne Schweinerei, aber in dem Moment harmonisieren Kopf und Gefühl wieder einwandfrei miteinander: mein Gefühl jubiliert zum Himmel und mein Kopf verbreitet den leisen Hauch von Genugtuung.
Der Wagen des Seeenverkäufers schafft es genau bis hier hin. Danach ist Ende. Beim Versuch anzurollen nimmt er sogar noch ne Mauer mit und ramponiert sich die Auflage. Das ist jetzt zwar weder christlich noch buddistisch und auch menschlich ne Schweinerei, aber in dem Moment harmonisieren Kopf und Gefühl wieder einwandfrei miteinander: mein Gefühl jubiliert zum Himmel und mein Kopf verbreitet den leisen Hauch von Genugtuung.