drei wochen unterwegs mit zu wenig internet. also hab ich nur so geschrieben und das war die erste zeit mit ben. mittlerweile bin ich eine woche mit stefan unterwegs und ich versuche bilder zu verkleinern, zu schreiben und zu ordnen und zu speichern, was zwar resettet und gut tut, allerdings auch zeit dauert.
außerdem hab ich natürlich nur bider von ben, und ungekehrt. aber ich war da - ehrlich ;-)
hier in epischer breite die erste zeit, allerdings ohne den chaostag in münchen, wo ich ALLE papiere verloen hab und dachte, dass meine reise vor der haustür endet. gott sei dank gibt es ehrliche finder, die sowas sammt geld bei der polizei abliefern. DANKE.
rike: das war dein erster schutzengel ;-)
Montenegro und zwei Tage
Pause.
Mensch was sind wir
gefahren. Durch Österreich und Slowenien war´s noch einfache
Kilometerfresserei. Gashand auf, kurze Tankstopps fürs Möppi oder
für uns, wobei der Cola- und Schokoladenkonsum anfing den meines Jahresdurchschnitts
massiv zu übersteigen, und im Voraus eingeplante Stopps wurden
einfach nur links liegen gelassen. Zu sehr saß uns die Zeit und das
Ziel im Nacken. Ein selbst auferlegtes Druckmittel, was jeder normale
Mensch im Urlaub tunlichst vermeiden sollte. Wissen wir! Haben wir
hundertfach drüber gesprochen. Die Frage ist hier dennoch, wer hier
wen reitet. Wir die Mopeds, die Zeit uns, der Teufel die Zeit oder
wir uns....? Gut zu wissen, dass wir uns alles so ausgesucht haben.
In Slowenien landeten wir
am zweiten Tag an einem recht idyllischen Campingplatz an einem
Meeresbusen, den wir von der Autobahn erahnt oder erhofft hatten. Ich
liebe unsere telepathische Kommunikationsebene: Hatten wir auf der
Raste vor zwei Minuten beide fest beschlossen noch ca achtzig
Kilometer abzureißen, genügte nun ein Blick von der Autobahn auf
den Meeresbusen ein Nicken mit dem Helm und wir waren uns einig.
„Hier und jetzt ist Schluss für heute“.
Bei kühlem Bier am
Wasser und mit Blick auf den Sonnenuntergang wussten wir, dass die
Entscheidung gut war und es stellte sich das erste Mal ein Gefühl
von Urlaub ein. Mir wurde so langsam dämmernd bewusst, dass wir das
Tempo unseres Urlaubs runter und den Anspruch rauf schrauben müssen,
um nicht den angestauten und für normal empfundenen Alltasstress in
die freie Zeit zu übertragen.
Ab Kroatien haben wir
dann also den einen und anderen Strand mitgenommen und es geschafft
die Strecke Autobahn genießen können. Nagut - nicht nur weil der
kroatische Highway durch wirklich hübsche Landschaft zieht, sondern
auch, weil meine Kiste leider ab 6000 Umdrehungen einen Hitzekoller
bekommt und die rote Warnleuchte uns zur Entschleunigung zwingt. Aber
manchmal sind extrinsische Motvationen hilfreich um intrisisch
reagieren zu können. So suchten, fanden und durchcruisten wir
hervorragende Küstenstraßen in der Gluthitze, tranken hie und da ne
eiskalte Cola, überschütteten uns wenn die Hitze us zum kollabieren
brachte mit kaltem Wasser, überschritten Grenzen, kauften überall n
Aufkleber und in Bosnien Herzegowina noch die eine oder andere
Packung Zigaretten und genossen das Fahren.
Am vierten Tag statteten
wir Dubrovnik einen Alibibesuch in brütender Hitze ab, und anstatt
uns dem mittelaltrlichen historisch bedeutsamen Gemäuern zu widmen
(sorry Mam), legten wir es eher drauf an in Reichweite der Brunnen zu
bleiben, um zum Erstaunen der Touristenscharen unsere glühenden
Körperglieder samt Shirt; Mütze, Hose und Stiefel zu halten, bis
wir völlig durchnässt die nächsten paar Minuten, bis zur
Verdunstung des Nasses, eine Ahnung von Kühle erfahren.
Und weiter ging´s bis
Montenegro. Das erste Land von dem ich erwartet hatte, dass wir in
eine neue Welt eintauchen, der eher eine Armmut anzusehen ist und die
Müllberge zunehmen. Pustekuchen. Ich liebe es davon überrascht zu
werden, wenn sich Vorurteile als Irrglauben entpuppen. Modern, peppig
und weltoffen kam das kleine Land daher. Im Norden herrscht
bescheidener Tourismus vor, nette Unterkünfte nicht so hoch und
bombastisch gebaut, und überall ist der Versuch von ökologischem
Bewusstsein zu entdecken. Nicht nur weil Müll getrennt wird uns das
Pfand auf der Flasche Bier so hoch ist, wie das Gesöff selbst. Man
spürt, dass Montenegro versucht seinem (selbst ernannten) Ökostaat
gerecht zu werden. Aus einfachen Mitteln wird eine gemütliche
Wohlfühl-Atmosphäre geschaffen. Leider sind Mülleimer rar für die
Ökobillanz weniger vorgesehen, aber das kommt wohl noch, wenn die
Strände hier auch mit knallbonbonbunten militärisch aufgereihten
Sonnenschirmen gepflastert werden. Zu unserer Verwunderung regiert
der Euro.
Und dann will ich nicht
mehr.
Fünf Tage ohne
Ruhepause, ohne Zeit für sich. Ich rebelliere und pfeife auf die das
Treffen der neuen Bekanntschaft aus Dubrovnik in Albanien und
irgendwie war uns auch recht schnell klar: eine Auszeit in der
Auszeit muss her. Und so sind wir uns schnell wieder mal einig,
schütten abends am Kiesstrand kräftig Bier in uns hinein, schauen
den Sternen zu, schwimmen und reden allerlei sinnloses und
bedeutungsschwangeres Zeug. Als die Dosen leer sind tigern wir auf
einen Caipi in die Nobelbar und weil der Caipi nicht schmeckt noch in
die Proletariatsbar gegenüber, bis wir schwankend und voll mit
Urlaubsgefühlen heimwärts torkelten. Und am nächsten Tag geht die
Entschleunigungstherapie weiter. Wir verschwenden unsere Zeit, fühlen
uns nützlich, weil wir mal kurz über den Tank der Mopeds streicheln
und den Ölmessstab eintauchen. Danke Hebbi, dass du mi das Kette
schmieren agenommen hast. Stundenlang Telefonnummern ins Zweithandy
zu übertragen kann zu einer bedeutenden meditativen Aufgabe werden,
Wäsche waschen bringt pure Entspannung, Haut an Haut sich den
Schattenplatz mit Einheimischen unter einem Oleanderbusch am Strand
teilen das nötige Gefühl von Alltagsabstand und als nach einem
leckeren gegrillten Fisch am plätschernden Wasserfall der Tag in der
Proletariatsstrandbar ausklang merke ich endlich: Urlaub.
Es folgt ein Fahrtag.
Gestartet wird morgens um halb acht, weil wir endlich mal nicht in
der Gluthitze unterwegs sein wollen um nach echten (!) neun Minuten
den ersten Stopp für einen doppelten Espresso einzulegen. Weiter
gehts auf der Suche nach einem wärmstens empfohlenen Pass, der sich
über 25 Haarnadelkurven nach oben schrauben soll und einen
atemberaubenden Blick über den Bay of Kotor bietet. Nachdem wir
einige Ehrenrunden an dem mittelalterlichen Kotor neben verlassenen
Fabrikgebäuden mit avantgardistischem Charme gedreht hatten, finden
wir tatsächlich den Einstieg. Meine Panik wegen der warnenden
Hinweise bezüglich der legendären Haarnadelkurven aus dem
Reiseführer verschwindet, denn in meiner Vorstellung habe ich
kleinste Windungen wie in den schlimmsten Gegenden der Seealpen
erwartet, bei denen ich mich sehnlichst in einen Pauschalurlaub mit
Hoteltransfer gewünscht hatte. Hier aber genießen wir das Fahren
auf der gut ausgebauten Straße, die in den Kurven so weitläufig
wurden, dass man blind mit einem Roadtrain hindurch flitzen hätte
können. Ab der dritten werde ich entspannt, ab der sechsten höre
ich das Hupen vor der Kurve auf und an der zwanzigsten finde ich es
schade, dass ein Ende in Sicht ist. Nein ich habe nicht mitgezählt -
die Kurven sind nummeriert. Anschließend schlängelt sich die Straße
durch alpin anmutendes Gelände, dass man den Lenker und die Seele
baumeln lassen kann. Gut. Dieser Ausflug kostete und mindestens zwei
Stunden, Aber das hatte sich wirklich gelohnt.
Und dann kommt Albanien.
An der Grenze wird das
erste mal nach meinem KFZ-Schein gefragt, der mittlerweile
hoffentlich auf dem Postweg nach Istanbul ist. Jetzt heißt es
selbstbewusst schauen, unschuldig lächeln und den internationalen
Schein zücken. Ich schaute selbstbewusst, ich lächelte unschuldig
und zückte den Schein.
„NO“ war die Reaktion
des Grenzbeamten.
“YES“ konterte ich.
„Its a special one – speciale! International!“
Lächeln.
Ich kenne die ablehnende
Haltung aus Marokko.
Der Grenzbeamte schüttelt
den Kopf, holt seinen Kollegen und gemeinsam wird gerätselt,
gesucht, und in den PC getippt. JA, es ist heiß, mir wird aber noch
heißer und ich wartete.
Lächelnd wohlgemerkt,
was eine Muskelbewegung zu sein scheint, die dem Grenzbeamten völlig
abhanden gekommen ist. Botox billig eingeschmuggelt??
Den Vorgang der
Verifizierung kann ich nicht beobachten, aber anscheinend wird
irgendwann die letzte aufklappbare Seite in meinem geheimen Dokument
entdeckt, das Rätsel wird gelöst, die Papiere werden Ben gereicht
(hier gehts schon los!!! das Land der Machos und Langraushänger!!)
und wir dürfen passieren. Gimme fife.
Albanien empfängt uns
mit vertrockneter Landschaft, zerfallenen Häusern und extrem
dunkelhäutigen Romafamilien, die in der Hizte scheinbar
unbeeindruckt teils sogar barfuß an der Straße spazierten. Das Land
begrüßt uns also mit dem vollen Paket der Vorurteile.
„Ich will das nicht“,
schreit es in mir und in dem Moment stellte ich erleichtert fest, das
zum ganzen Programm auch Taschendiebe an jeder Ecke und die
legendären kaputten Straßen hätten gehörten müssen.
Wir fahren Richtung
Shkodäer, hinein ins Verkehrschaos, was sich dank der Mittagshitze
zum Glück in Grenzen hält, tauschen munter Geld, überschütteten
uns im Minutentakt aus dem Camelback mit Wasser und essen endlich
was... nämlich Eis. Nicht nahrhaft aber kalt. Und dann geht´s gen
Süden. Und endlich endlich, erfüllt sich das erste Klischee: die
Straßen! Sie kommen mit voller Wucht und schnell wird mir klar, dass
ich das Federbein noch härter einstellen muss, dass ich am Besten
noch Ballast loswerden muss und dass man auf keinen keinen Fall auch
nur eine Sekunde zu lang die Landschaft anschauen sollte. Denn
irgendetwas kommt IMMER...
Ein Geisterfahrer auf der
Autobahn in der Baustelle erschreckt nur Ben kurz und entrüstet den
Polizisten. Alle anderen fahren ohne Lenkerzucken oder Hupen vorbei.
Pferdefuhrwerke auf der Autobahn, Bodenwellen, Schlaglöcher und
Schotter sind Alltagskleinigkeiten. Auch dass die Gullideckel nicht
nur handtief eingelassen, sondern zur Abwechslung auch mal handhoch
ausgelassen verarbeitet werden, hab ich festgestellt.
Ein plötzlich ohne
Vorwarnung über hunderte von Metern fehlender Straßenbelag
irritiert mich allerdings heftig, zumal in Blitzsekunde entschieden
werden muss: die eigene Spur und mehr als handtief runter auf den
Schotter oder auf die Gegenfahrbahn. Das mit der Gegenfahrbahn
klappt, bis ein Bus kommt und irritiert aufblinkt, anscheinend darf
geister-gefahren-werden nur auf zweispurigen Straßen.
Aber was heißt Spuren.
Spuren gibt’s nicht. Spuren werden gemacht. Und wenns nicht passt,
wird’s passend gemacht. Und so bekommt man auf nach deutschem Maß
kalkulierte drei Spuren auch mal untere Einsatz der Hupe problemlos
fünf hin.
Besondrs reizvoll ist
allerdings unser Ausflug in die albanische Pampa. Die eigentliche
Abzweigung zu Nebenstraße finden wir nur mit Hilfe eines
Taxifahrers, der für einen überteuerten Preis vorfährt. Erstmalig
wünsche ich mir meine alte WR zurück und bete, dass keiner guckt,
wenn ich falle. Leute gucken und ich falle nicht. Und das ist noch
Stadtgebiet! Endlich führt eine Schotterpiste in eine passende
Richtung. Ben und ich werden begleitet von zwei Garmin und einer
Karte und da wir nicht kontaktarm sind, fragen wir auch noch jeden
Menschen der uns begegnet und nach vorhandenen Hirnwindungen
aussieht. Chancenlos! Wir fahren Pisten und Steinwege, über Rinnsale
und provisorische Zufahrten. Aber wir enden im Nirgendwo auf einer
endlos wirkenden Steppe. Tief unter uns lächelt uns die Küstenstraße
zu, auf der wir vor einigen Stunden schon genüsslich gen
Griechenland zuckelten. Aber wir Dickköpfe wollten ja unbedingt
durchs Landesinnere. Nach gefühlten fünf Stunden bittet Ben um
Aufgabe – kein Wunder bei den Sliks die er fährt - und ich hab
nicht nur gerne ein Einsehen, sondern weiß auch bis heute nicht, wie
er 2000 km später mit Arthur und immer noch denselben Reifen die
rumänischen Karpatenpisten bezwungen hat. Aber das scheint ein
Geheimnis unter Männern zu sein.
Jedenfalls landen wir
doch wieder auf der Küstenstraße, beschließen von Vlore nicht nach
Gjirokastar, sondern nach Saranda zu fahren und sind in den
Abendstunden auf landschaftlich (nicht straßentechnisch)
wunderschönen und abwechslungsreichen Küstenpässen, bei denen mich
das Hinabschrauben am Parku Lombetar i Llogarase sehr stark ans
Stilfser Joch erinnert, nur mit Blick aufs Meer. Ich trage eine neue
persönliche „Traumstraße der Welt“ in mein Memo ein.
Am nächsten Tag geht’s
zu Peter und Petra nach Griechenland, außer Hitze und
dementsprechendes Abhängen, was wir tugendhaft als Erholung
definieren, und abends drei bis sieben bier bei Phillipos, gibs
nichts und wir wollen auch nichts. und dann düsen wir straight, mit
einer Nacht als Heckenpenner am Feldrand, nach Istanbul.