Dienstag, 31. Juli 2012

ZweiwochenmitbebisistanbuL

drei wochen unterwegs mit zu wenig internet. also hab ich nur so geschrieben und das war die erste zeit mit ben. mittlerweile bin ich eine woche mit stefan unterwegs und ich versuche bilder zu verkleinern, zu schreiben und zu ordnen und zu speichern, was zwar resettet und gut tut, allerdings auch zeit dauert.
außerdem hab ich natürlich nur bider von ben, und ungekehrt. aber ich war da - ehrlich ;-)
hier in epischer breite die erste zeit, allerdings ohne den chaostag in münchen, wo ich ALLE papiere verloen hab und dachte, dass meine reise vor der haustür endet. gott sei dank gibt es ehrliche finder, die sowas sammt geld bei der polizei abliefern. DANKE.
rike: das war dein erster schutzengel ;-)



Montenegro und zwei Tage Pause.

Mensch was sind wir gefahren. Durch Österreich und Slowenien war´s noch einfache Kilometerfresserei. Gashand auf, kurze Tankstopps fürs Möppi oder für uns, wobei der Cola- und Schokoladenkonsum anfing den meines Jahresdurchschnitts massiv zu übersteigen, und im Voraus eingeplante Stopps wurden einfach nur links liegen gelassen. Zu sehr saß uns die Zeit und das Ziel im Nacken. Ein selbst auferlegtes Druckmittel, was jeder normale Mensch im Urlaub tunlichst vermeiden sollte. Wissen wir! Haben wir hundertfach drüber gesprochen. Die Frage ist hier dennoch, wer hier wen reitet. Wir die Mopeds, die Zeit uns, der Teufel die Zeit oder wir uns....? Gut zu wissen, dass wir uns alles so ausgesucht haben.
In Slowenien landeten wir am zweiten Tag an einem recht idyllischen Campingplatz an einem Meeresbusen, den wir von der Autobahn erahnt oder erhofft hatten. Ich liebe unsere telepathische Kommunikationsebene: Hatten wir auf der Raste vor zwei Minuten beide fest beschlossen noch ca achtzig Kilometer abzureißen, genügte nun ein Blick von der Autobahn auf den Meeresbusen ein Nicken mit dem Helm und wir waren uns einig. „Hier und jetzt ist Schluss für heute“.
Bei kühlem Bier am Wasser und mit Blick auf den Sonnenuntergang wussten wir, dass die Entscheidung gut war und es stellte sich das erste Mal ein Gefühl von Urlaub ein. Mir wurde so langsam dämmernd bewusst, dass wir das Tempo unseres Urlaubs runter und den Anspruch rauf schrauben müssen, um nicht den angestauten und für normal empfundenen Alltasstress in die freie Zeit zu übertragen.
Ab Kroatien haben wir dann also den einen und anderen Strand mitgenommen und es geschafft die Strecke Autobahn genießen können. Nagut - nicht nur weil der kroatische Highway durch wirklich hübsche Landschaft zieht, sondern auch, weil meine Kiste leider ab 6000 Umdrehungen einen Hitzekoller bekommt und die rote Warnleuchte uns zur Entschleunigung zwingt. Aber manchmal sind extrinsische Motvationen hilfreich um intrisisch reagieren zu können. So suchten, fanden und durchcruisten wir hervorragende Küstenstraßen in der Gluthitze, tranken hie und da ne eiskalte Cola, überschütteten uns wenn die Hitze us zum kollabieren brachte mit kaltem Wasser, überschritten Grenzen, kauften überall n Aufkleber und in Bosnien Herzegowina noch die eine oder andere Packung Zigaretten und genossen das Fahren.
Am vierten Tag statteten wir Dubrovnik einen Alibibesuch in brütender Hitze ab, und anstatt uns dem mittelaltrlichen historisch bedeutsamen Gemäuern zu widmen (sorry Mam), legten wir es eher drauf an in Reichweite der Brunnen zu bleiben, um zum Erstaunen der Touristenscharen unsere glühenden Körperglieder samt Shirt; Mütze, Hose und Stiefel zu halten, bis wir völlig durchnässt die nächsten paar Minuten, bis zur Verdunstung des Nasses, eine Ahnung von Kühle erfahren.

Und weiter ging´s bis Montenegro. Das erste Land von dem ich erwartet hatte, dass wir in eine neue Welt eintauchen, der eher eine Armmut anzusehen ist und die Müllberge zunehmen. Pustekuchen. Ich liebe es davon überrascht zu werden, wenn sich Vorurteile als Irrglauben entpuppen. Modern, peppig und weltoffen kam das kleine Land daher. Im Norden herrscht bescheidener Tourismus vor, nette Unterkünfte nicht so hoch und bombastisch gebaut, und überall ist der Versuch von ökologischem Bewusstsein zu entdecken. Nicht nur weil Müll getrennt wird uns das Pfand auf der Flasche Bier so hoch ist, wie das Gesöff selbst. Man spürt, dass Montenegro versucht seinem (selbst ernannten) Ökostaat gerecht zu werden. Aus einfachen Mitteln wird eine gemütliche Wohlfühl-Atmosphäre geschaffen. Leider sind Mülleimer rar für die Ökobillanz weniger vorgesehen, aber das kommt wohl noch, wenn die Strände hier auch mit knallbonbonbunten militärisch aufgereihten Sonnenschirmen gepflastert werden. Zu unserer Verwunderung regiert der Euro.

Und dann will ich nicht mehr.
Fünf Tage ohne Ruhepause, ohne Zeit für sich. Ich rebelliere und pfeife auf die das Treffen der neuen Bekanntschaft aus Dubrovnik in Albanien und irgendwie war uns auch recht schnell klar: eine Auszeit in der Auszeit muss her. Und so sind wir uns schnell wieder mal einig, schütten abends am Kiesstrand kräftig Bier in uns hinein, schauen den Sternen zu, schwimmen und reden allerlei sinnloses und bedeutungsschwangeres Zeug.  Als die Dosen leer sind tigern wir auf einen Caipi in die Nobelbar und weil der Caipi nicht schmeckt noch in die Proletariatsbar gegenüber, bis wir schwankend und voll mit Urlaubsgefühlen heimwärts torkelten. Und am nächsten Tag geht die Entschleunigungstherapie weiter. Wir verschwenden unsere Zeit, fühlen uns nützlich, weil wir mal kurz über den Tank der Mopeds streicheln und den Ölmessstab eintauchen. Danke Hebbi, dass du mi das Kette schmieren agenommen hast. Stundenlang Telefonnummern ins Zweithandy zu übertragen kann zu einer bedeutenden meditativen Aufgabe werden, Wäsche waschen bringt pure Entspannung, Haut an Haut sich den Schattenplatz mit Einheimischen unter einem Oleanderbusch am Strand teilen das nötige Gefühl von Alltagsabstand und als nach einem leckeren gegrillten Fisch am plätschernden Wasserfall der Tag in der Proletariatsstrandbar ausklang merke ich endlich: Urlaub.

Es folgt ein Fahrtag. Gestartet wird morgens um halb acht, weil wir endlich mal nicht in der Gluthitze unterwegs sein wollen um nach echten (!) neun Minuten den ersten Stopp für einen doppelten Espresso einzulegen. Weiter gehts auf der Suche nach einem wärmstens empfohlenen Pass, der sich über 25 Haarnadelkurven nach oben schrauben soll und einen atemberaubenden Blick über den Bay of Kotor bietet. Nachdem wir einige Ehrenrunden an dem mittelalterlichen Kotor neben verlassenen Fabrikgebäuden mit avantgardistischem Charme gedreht hatten, finden wir tatsächlich den Einstieg. Meine Panik wegen der warnenden Hinweise bezüglich der legendären Haarnadelkurven aus dem Reiseführer verschwindet, denn in meiner Vorstellung habe ich kleinste Windungen wie in den schlimmsten Gegenden der Seealpen erwartet, bei denen ich mich sehnlichst in einen Pauschalurlaub mit Hoteltransfer gewünscht hatte. Hier aber genießen wir das Fahren auf der gut ausgebauten Straße, die in den Kurven so weitläufig wurden, dass man blind mit einem Roadtrain hindurch flitzen hätte können. Ab der dritten werde ich entspannt, ab der sechsten höre ich das Hupen vor der Kurve auf und an der zwanzigsten finde ich es schade, dass ein Ende in Sicht ist. Nein ich habe nicht mitgezählt - die Kurven sind nummeriert. Anschließend schlängelt sich die Straße durch alpin anmutendes Gelände, dass man den Lenker und die Seele baumeln lassen kann. Gut. Dieser Ausflug kostete und mindestens zwei Stunden, Aber das hatte sich wirklich gelohnt.
Und dann kommt Albanien.
An der Grenze wird das erste mal nach meinem KFZ-Schein gefragt, der mittlerweile hoffentlich auf dem Postweg nach Istanbul ist. Jetzt heißt es selbstbewusst schauen, unschuldig lächeln und den internationalen Schein zücken. Ich schaute selbstbewusst, ich lächelte unschuldig und zückte den Schein.
„NO“ war die Reaktion des Grenzbeamten.
“YES“ konterte ich. „Its a special one – speciale! International!“
Lächeln.
Ich kenne die ablehnende Haltung aus Marokko.
Der Grenzbeamte schüttelt den Kopf, holt seinen Kollegen und gemeinsam wird gerätselt, gesucht, und in den PC getippt. JA, es ist heiß, mir wird aber noch heißer und ich wartete.
Lächelnd wohlgemerkt, was eine Muskelbewegung zu sein scheint, die dem Grenzbeamten völlig abhanden gekommen ist. Botox billig eingeschmuggelt??
Den Vorgang der Verifizierung kann ich nicht beobachten, aber anscheinend wird irgendwann die letzte aufklappbare Seite in meinem geheimen Dokument entdeckt, das Rätsel wird gelöst, die Papiere werden Ben gereicht (hier gehts schon los!!! das Land der Machos und Langraushänger!!) und wir dürfen passieren. Gimme fife.
Albanien empfängt uns mit vertrockneter Landschaft, zerfallenen Häusern und extrem dunkelhäutigen Romafamilien, die in der Hizte scheinbar unbeeindruckt teils sogar barfuß an der Straße spazierten. Das Land begrüßt uns also mit dem vollen Paket der Vorurteile.
„Ich will das nicht“, schreit es in mir und in dem Moment stellte ich erleichtert fest, das zum ganzen Programm auch Taschendiebe an jeder Ecke und die legendären kaputten Straßen hätten gehörten müssen.
Wir fahren Richtung Shkodäer, hinein ins Verkehrschaos, was sich dank der Mittagshitze zum Glück in Grenzen hält, tauschen munter Geld, überschütteten uns im Minutentakt aus dem Camelback mit Wasser und essen endlich was... nämlich Eis. Nicht nahrhaft aber kalt. Und dann geht´s gen Süden. Und endlich endlich, erfüllt sich das erste Klischee: die Straßen! Sie kommen mit voller Wucht und schnell wird mir klar, dass ich das Federbein noch härter einstellen muss, dass ich am Besten noch Ballast loswerden muss und dass man auf keinen keinen Fall auch nur eine Sekunde zu lang die Landschaft anschauen sollte. Denn irgendetwas kommt IMMER...

Ein Geisterfahrer auf der Autobahn in der Baustelle erschreckt nur Ben kurz und entrüstet den Polizisten. Alle anderen fahren ohne Lenkerzucken oder Hupen vorbei. Pferdefuhrwerke auf der Autobahn, Bodenwellen, Schlaglöcher und Schotter sind Alltagskleinigkeiten. Auch dass die Gullideckel nicht nur handtief eingelassen, sondern zur Abwechslung auch mal handhoch ausgelassen verarbeitet werden, hab ich festgestellt.
Ein plötzlich ohne Vorwarnung über hunderte von Metern fehlender Straßenbelag irritiert mich allerdings heftig, zumal in Blitzsekunde entschieden werden muss: die eigene Spur und mehr als handtief runter auf den Schotter oder auf die Gegenfahrbahn. Das mit der Gegenfahrbahn klappt, bis ein Bus kommt und irritiert aufblinkt, anscheinend darf geister-gefahren-werden nur auf zweispurigen Straßen.
Aber was heißt Spuren. Spuren gibt’s nicht. Spuren werden gemacht. Und wenns nicht passt, wird’s passend gemacht. Und so bekommt man auf nach deutschem Maß kalkulierte drei Spuren auch mal untere Einsatz der Hupe problemlos fünf hin.
Besondrs reizvoll ist allerdings unser Ausflug in die albanische Pampa. Die eigentliche Abzweigung zu Nebenstraße finden wir nur mit Hilfe eines Taxifahrers, der für einen überteuerten Preis vorfährt. Erstmalig wünsche ich mir meine alte WR zurück und bete, dass keiner guckt, wenn ich falle. Leute gucken und ich falle nicht. Und das ist noch Stadtgebiet! Endlich führt eine Schotterpiste in eine passende Richtung. Ben und ich werden begleitet von zwei Garmin und einer Karte und da wir nicht kontaktarm sind, fragen wir auch noch jeden Menschen der uns begegnet und nach vorhandenen Hirnwindungen aussieht. Chancenlos! Wir fahren Pisten und Steinwege, über Rinnsale und provisorische Zufahrten. Aber wir enden im Nirgendwo auf einer endlos wirkenden Steppe. Tief unter uns lächelt uns die Küstenstraße zu, auf der wir vor einigen Stunden schon genüsslich gen Griechenland zuckelten. Aber wir Dickköpfe wollten ja unbedingt durchs Landesinnere. Nach gefühlten fünf Stunden bittet Ben um Aufgabe – kein Wunder bei den Sliks die er fährt - und ich hab nicht nur gerne ein Einsehen, sondern weiß auch bis heute nicht, wie er 2000 km später mit Arthur und immer noch denselben Reifen die rumänischen Karpatenpisten bezwungen hat. Aber das scheint ein Geheimnis unter Männern zu sein.
Jedenfalls landen wir doch wieder auf der Küstenstraße, beschließen von Vlore nicht nach Gjirokastar, sondern nach Saranda zu fahren und sind in den Abendstunden auf landschaftlich (nicht straßentechnisch) wunderschönen und abwechslungsreichen Küstenpässen, bei denen mich das Hinabschrauben am Parku Lombetar i Llogarase sehr stark ans Stilfser Joch erinnert, nur mit Blick aufs Meer. Ich trage eine neue persönliche „Traumstraße der Welt“ in mein Memo ein.
Am nächsten Tag geht’s zu Peter und Petra nach Griechenland, außer Hitze und dementsprechendes Abhängen, was wir tugendhaft als Erholung definieren, und abends drei bis sieben bier bei Phillipos, gibs nichts und wir wollen auch nichts. und dann düsen wir straight, mit einer Nacht als Heckenpenner am Feldrand, nach Istanbul.